Meine erste Seife – das 25er Rezept
Nachdem ich im Coronalockdown vorm Computer saß und Seite um Seite an Informationen zum Thema Seide sieden gelesen habe, wollte ich nun auch tätig werden.
Mein Ziel: Die erste Seife sieden.
Die nächste Frage: Wie?
Trotz den ganzen Webseiten und Videos fühlte ich mich unsicher.
Es gab zwar tausende an Rezepten und Anleitungen, aber für mich war jedes neue komplizierter als das vorangegangene.
Also weiter mit der Suche.
Da kam mir dann auch die Idee mal nach einem Buch zu schauen.
Ich weiß nicht wieso, aber oft fällt es mir leichter mit einem Buch oder Ausdruck zu arbeiten als einer digitalen Version.
Somit bestellte ich mir das Buch
„Seife Sieden von Petra Neumann“ .
Und das war genau das, was ich benötigte.
Das Buch ist super detailliert. Es hilft den Anfängern zum Weg zur ersten Seife oder dient den Fortgeschrittenen auch als Nachschlagwerk.
Ich verschlang das Buch in einem Stück und bestellte währenddessen die ersten Utensilien.
Ein Stabmixer, ein Kochtopf, eine Silikonform und natürlich Natriumhydroxid (kurz NaHo).
Und auch das Rezept stand dank dem Buch schnell fest.
Es handelte sich dabei um das sogenannte 25er Rezept, ideal für Anfänger ohne viel Schnick Schnack.
Bei diesem Rezept wird die Gesamtfettmaße durch vier geteilt und somit hat man, dann auch schon die benötigte Menge an Fetten und Ölen.
Aber erstmal von vorne…
Was ist die Gesamtfettmaße?
Die Gesamtfettmasse, kurz GFM, gibt an (wie der Name schon sagt) wie hoch die Summe an Fetten und Ölen in der Seife ist.
Diese ergibt sich aus dem Volumen der Seifenform.
Dafür, wenn notwendig das Fassungsvermögen berechnen (Volumen= Länge x Breite x Höhe) und anschließend dies durch 4 teilen und mit 3 multiplizieren.
Hier ein Beispiel:
Die Form hat ein Fassungsvermögen von 1500ml.
Durch 4 teilen und mit 3 multiplizieren: 1500/4 x 3 = 1125.
Somit ergibt sich eine GFM von 1125g, um es einfacher zu rechnen reduzierte ich auf 1000g.
Somit ist der erste Teil geschafft, nun teilt man die GFM durch 4 und hat somit die benötigte Menge an Öl/ Fett.
Welche Fette werden jedoch hierfür benötigt?
An sich hat man hier ziemlich viel Handlungsspielraum.
Es ist lediglich zu beachten, dass die GFM jeweils zur Hälfte aus festen Fetten und Ölen bestehen muss um die entsprechende Festigkeit in der Seife zu erhalten.
Das ist schon etwas komplizierter und benötigt etwas Hintergrundwissen.
Denn hier ist nicht immer alles wie es scheint.
Olivenöl ist das beste Beispiel, es ist flüssig und somit ein Öl. Jedoch hat es in der Seife eine hohe Härte und somit zählt es zu den festen Fetten.
Mehr Infos zu den verschiedenen Fetten und Ölen gibt es in einem separaten Beitrag.
Die benötigten Materialen für dieses Rezept waren Kokosfett, Palmfett, Olivenöl und Rapsöl.
Wie man hier sieht ein weiterer Vorteil für Anfänger, alles Dinge die man im Supermarkt um die Ecke besorgen kann und auch preislich erschwinglich sind.
Zudem war ich in der Zeit zufällig in einem gut sortierten Bastelgeschäft, in dem ich auch über Seifenduft und Farbe stolperte.
So landete hier auch ein frischer Limettenduft und ein dazu passendes Grün in meinen Warenkorb.
Hier passierte auch schon der erste Fehler in meiner Unwissenheit.
Diese Zusätze waren für Glycerinseife gedacht, dadurch benötigte ich die kompletten Fläschchen um auch nur einen Ansatz an Farbe und Duft zu erhalten.
Daher für euch den Tipp, nehmt entweder beim ersten Mal keine solche Zusätze oder kauft euch Duft- / Ätherisches Öl und Farbpulver. Achtet aber bei beidem, dass es auch für Kosmetik zugelassen ist! Ansonsten kann es böse Folgen für eure Hautgesundheit haben.
So aber jetzt zurück zum eigentlichen…
Nachdem alle Zutaten gekauft und abgewogen wurden, ging es auf die Terrasse.
Terrasse? Fragt ihr euch. Naja, beim Lösen des NaHo in Wasser entstehen Dämpfe, die man nicht einatmen soll. Daher war für mich die einfachste Lösung um für ausreichend Belüftung zu sorgen, einfach das ganze Prozedere nach draußen zu verlagern.
Hierbei ist wichtig auch auf die anderen Sicherheitsregeln zu achten, dazu mehr hier!
Somit stand ich mit Gummihandschuhen und Schutzbrille auf der Terrasse, rührte in einem Becher mit Lauge und schmolz Fette ein (Muss ein witziger Anblick für die Nachbarschaft gewesen sein).
Und nun kam der zweite Fehler.
Ich war zu ungeduldig. Bei der Reaktion von Wasser und NaHo, wird eine große Menge an Wärme frei und diese benötigt eine Weile bis sie herunter gekühlt ist.
Ideale Temperatur von Lauge und Fetten liegt zwischen 30 – 40 °C, ich habe für mich aber festgelegt nicht über 32°C zu beginnen. Somit bleibt der Seifenleime lange flüssig und lässt sich ohne Hektik gut bearbeiten.
Dies hatte ich damals unterschätzt und rührte somit die viel zu warme Lauge in das zu warme Fett und erhielt eine zähe Masse, die man in die Form löffeln musste.
Mithilfe von ein paar kräftigen Klopfern konnte ich jedoch die enthaltenen Luftbläschen entfernen.
Anschließend wurde die Seife gut in ein Handtuch eingepackt um möglichst viel Reaktionswärme in der Seife zu lassen und erstmal für einen Tag zu Seite gestellt.
Nun war nur noch der nervige Teil des Siedens zu erledigen:
Das Aufräumen.
Entweder man lässt alles erstmal stehen und wartet bis die Seife auch an den Gerätschaften fertig reagiert hat und spült es ganz normal ab oder man wischt alle Reste mit Küchentüchern ab (Achtung Handschuhe!) und spült es dann.
Man kann auch die Spülmaschine nutzen, jedoch bin ich dieser Methode nach einem kleinen Zwischenfall mit zu viel Schaum innerhalb und zu viel Wasser außerhalb der Maschine etwas abgeneigt.
Nachdem nun alles gespült und die Seife etwa ein Tag Zeit hatte hart zu werden, kam sie aus der Form. Mithilfe eines Seifenschneiders wurde sie in handliche Stücke geschnitten und zur restlichen Reifung auf ein Tischchen im Büro gestellt.
Dort konnten sie nun für sechs Wochen ruhen.
Anschließend waren sie fertig für den Gebrauch.
Et voilà! Die erste Seife ist fertig!
Das 25er-Rezept
Achtung: Sicherheitsregeln beachten!
GFM: 1000g
250g Kokosfett
250g Palmfett
250g Olivenöl
250g Rapsöl
330g destilliertes Wasser
???g NaHo -> Hier bitte die benötigte Menge selbst berechnen! Über Google findet man genügend Seiten, einfach nach Seifenrechner suchen.
1. NaHo vorsichtig in Wasser lösen. Wichtig: NaHo ins Wasser rieseln lassen um so die Reaktion kontrollieren zu können.
2. Kokosfett und Palmfett in einem Topf schmelzen lassen
3. Öle hinzugeben
4. Alles auf etwa 32°C abkühlen lassen
5. Lauge zu den Fetten/Ölen geben und gleichzeitig mit einem Pürierstab diese verrühren
6. Mit dem Pürierstab kurz durchmixen
7. Bei Wunsch mit Ätherischen Ölen oder Parfümölen beduften
8. Seifenleim in Seifenform gießen und Form mit Handtüchern isolieren
9. Seife einen Tag ruhen lassen und anschließend kann sie in Stücke geschnitten werden,
falls sie zu weich sein sollte ruhig noch etwas länger warten
10. Anschließend Seife für 6 Wochen gut belüftet an einem dunklen Ort reifen lassen
Achtung!: Vor dem ersten Benutzen unbedingt den PH-Wert testen.
Dies kann etwa mithilfe einem PH-Streifen kontrolliert werden, hier sollte der Wert bei
etwa 8 bis 10 sein.
Alternativ hierzu kann man auch den Küsschentest machen.
Einfach mit der Zungenspitze die Seife berühren, schmeckt es nur nach Seife ist alles gut.
Sollte es jedoch „bitzeln“ und sich unangenehm anfühlen, lieber Finger weg und sicherheitshalber mit einem Messstreifen nachprüfen.
Fertig war meine erste eigene Seife :)
Und leider gab es davon nie ein Bild...
INFO
Gerade das Seife sieden mit Lauge ist nicht ungefährlich.
Beachte dabei daher immer die Sicherheitsregeln und hinterfrage alle Rezepte, die du von fremden Quellen nutzt.
Fehler sind menschlich und so können sich schnell mal Tipp- und Rechenfehler einschleichen.